Forschung & Ergebnisse.

Die inhaltlich-wissenschaftliche Begleitforschung zu Tu was, dann tut sich was. untersucht in einer multidisziplinären Herangehensweise, inwiefern eine soziale Vernetzung der lokalen Bevölkerung durch das Sozialfestival in einer Region vorangetrieben werden und welchen Einfluss sowie welche Wirkung Tu was in einer Region haben kann.

SOZIALE RESILIENZSTRATEGIEN. Masterarbeit von Nisrin Said.

Soziale Resilienzstrategien in ökonomisch - demografisch vulnerablen
Regionen am Beispiel der steirischen Eisenstraße

Die Arbeitsgruppe Sozialgeographie am Fachbereich Geographie und Geologie der Universität Salzburg unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Andreas Koch sieht als eine ihrer zahlreichen Aufgaben die  die Betreuung und Unterstützung von Masterstudierenden in ihren Abschlussarbeiten. Da Andreas Koch als wissenschaftlicher Leiter von Tu was, dann tut sich was. als Bindeglied zwischen Universität und dem Sozialfestival steht, wird Tu was dann tut sich was. nicht nur vom ifz betreut, sondern zusätzlich mit Studierenden der Sozialgeographie im Rahmen ihrer Ausbildung diskutiert.

Im Zuge einer solchen Auseinandersetzung ist die Masterarbeit ‘Soziale Resilienzstrategien in ökonomisch – demografisch vulnerablen Regionen am Beispiel der steirischen Eisenstraße‘ entstanden. Die steirische Eisenstraße war von 2012 bis 2014 die zweite Tu was Region - die letzten wissenschaftlichen Erhebungen, die zum Teil auch in der Masterarbeit ausgewertet wurden, fanden jedoch noch bis zum Jänner 2016 statt.

Hintergrund
Die Montanindustrie hat in der Region der Steirischen Eisenstraße eine lange Tradition. Aufgrund von technischen Innovationen, der Globalisierung und der Ausbeutung durch den Staat kam es zum Niedergang der Kleinindustrie. Dies führte im Laufe der letzten 50 Jahre zu einem ökonomischen Wandel und infolgedessen auch zu einer Veränderung in der Demografie. Durch den Verlust von Arbeitsplätzen, Infrastruktur, Betriebsstätten uvm. entwickelte sich die Steirische Eisenstraße zu einer ökonomisch-demografisch vulnerablen Region. Vor diesem Hintergrund hat sich die Masterstudierende Nisrin Said die Frage gestellt, inwieweit das Sozialfestival  in der Region der Steirischen Eisenstraße eine mögliche nachhaltige soziale Resilienzstrategie sein kann?

In Kürze
Bisherige Aktivitäten wurden beleuchtet und folgende Schlüsse konnten gezogen werden: Die Gemeinschaft im Tu was-Netzwerk wurde gestärkt, jedoch pflegen nicht alle Kontakte ein enges Verhältnis. Rund die Hälfte aller Projekte ist noch immer aktiv, wovon eines der Projekte in weiten Teilen der Steiermark bekannt ist. Die ProjektteilnehmerInnen kennen die Stärken und Schwächen der Region und setzten dieses regionale Wissen gezielt ein. Die Anpassungsflexibilität der Gesellschaft, die für ein resilientes System notwendig ist, wurde anhand der Projekte bewiesen. Der Transformationsprozess kann durch gezielte Anweisungen verbessert bzw. beschleunigt werden. Somit ist das Potenzial eines langfristigen Erfolgs vorhanden.

Siehe dazu die Präsentation.

Juni, 2016

THEMEN DIE BEWEGEN. Auf einen Blick.

Erster Schritt der wissenschaftlichen Begleitung des Sozialfestivals aus
Perspektive der Armutsforschung ist die Analyse der Projektanträge, die bei den drei
Jurysitzungen vorgelegt wurden.

  •  Ausgangspunkt: alle eingereichten Projektanträge werden gelesen als Antwort auf die Fragestellung: Was sind die Themen, bei denen Handlungsbedarf besteht? Was sind die Lebensbereiche, in denen sich etwas tun soll und etwas getan werden muss? und weiter: Was konkret soll sich tun in der Eisenstraße?
  • Vorgehensweise: die Projektanträge wurden im Volltext gelesen und ausgewertet. Dann wurden die Themen, die aus diesen Texten gefiltert werden konnten, in Kategorien zusammengefasst; 

Überblick erste Ergebnisse:

  • Insgesamt haben die 96 Projektanträge, die ausgewertet wurden, 79 Themen im Sinne der erhobenen Kategorien angesprochen.
  • Jedes Projekt hat dabei mehrere Themen angesprochen: kleinere etwa drei oder vier, umfangreichere Projekte auch bis zu 15 und mehr Themen (die umfangreichsten Projekte bis zu 18).
  • Insgesamt kommt es in den knapp 100 Projektanträgen auf 800 thematische Nennungen.
NETZWERKANALYSE. Darstellung von Beziehungen.
In der Erhebung des Tu was, dann tut sich was. - Netzwerkes für die Region Steirische Eisenstraße wurden relationale Merkmale auf individueller Ebene, also die Beziehungen zwischen den Akteuren, erhoben. Beziehungen (auch Relationen genannt) werden in Inhalt und Intensität unterschieden. Der Inhalt der Beziehung bezieht sich auf Kommunikation, Mitgliedschaften, Gefühls- oder Machtbeziehungen etc. und die Intensität bezieht sich auf die Häufigkeit und das Ausmaß einer Beziehung.

Bei den Telefoninterviews ist vor allem nach der Intensität zwischen den einzelnen Akteuren gefragt worden, das heißt wie viel Kontakt untereinander im Rahmen des Sozialfestivals bestand oder besteht. Die Frage, ob man die genannten Personen bereits vor dem Sozialfestival gekannt hat, stellt den Inhalt der Analyse dar. Die Abbildung zeigt das Netzwerk nach den ersten beiden Juryentscheidungen, inklusive der Kontakte zu Jury und Regionalbüro. Hier finden Sie die detaillierten Ergebnisse, die beim Workshop am 9.7.2012 in Niklasdorf präsentiert wurden.
ARMUTSFORSCHUNG. Perspektive.
Tu was, dann tut sich was. an der Steirischen Eisenstraße aus Perspektive der Armutsforschung. Elisabeth Kapferer gibt Einblicke in die Armutsforschung im Kontext des Sozialfestivals und fasst diese in diesem Bericht zusammen.
SOZIALFESTIVAL. Wissenschaftlicher Artikel.

Im wissenschaftlichen Online-Journal European Countryside wurde ein Artikel über das Sozialfestival Tu was, dann tut sich was. in der Steirischen Eisenstraße veröffentlicht. Neben einer demographischen Darstellung der Region zeigt die Autorin Isabell Gstach auf, warum das Sozialfestival eine neue Form der bürgerlichen Beteiligung darstellt, welche für die positive Umgestaltung der Region wesentlich ist.

Isabell Gstachs Artikel beinhaltet einerseits eine demographische Darstellung der Region im Hinblick auf die Bevölkerung, ihre Beschäftigungen, sowie Altersstrukturen. Darüber hinaus nimmt der Artikel das Sozialfestival in der Region als Beispiel für eine neue Form der bürgerlichen Beteiligung, welche für eine positive Umgestaltung, in einer sich verändernden Region wesentlich erscheint. Der Artikel steht gratis zum Download bereit.

Die Fachzeitschrift European Countryside ist ein wissenschaftliches Online-Journal, welches sich mit Themen der Regionalen Entwicklung befasst. Herausgegeben wird es von der Mendel Universität in Brno (Tschechische Republik).

Zum Artikel:
Gstach, Isabell: The Austrian social festival Keep the Ball Rolling in a peripheral region of Upper Styria. In: European Countryside. Band 6, Heft 1, Seiten 36–49, ISSN (Online) 1803-8417, DOI: 10.2478/euco-2014-0004, February 2014
SOZIALATLAS. Steirische Eisenstraße.

Mit zahlreichen Bildern und kurzweiligen Beiträgen bietet der Sozialatlas Steirische Eisenstraße einen einzigartigen Rückblick auf die zweite Tu was-Festivalregion. Damit sollen nicht nur die Projekte, sondern vor allem auch die im Rahmen der Umsetzung ge(er-)lebte Menschlichkeit in Erinnerung behalten und nach außen sichtbar gemacht werden.

Der Atlas gliedert sich in drei Teile: Der erste Teil befasst sich mit der Region selbst und beleuchtet deren Besonderheiten und Herausforderungen aus einer Innenperspektive. Im zweiten Teil wird die Umsetzung des Sozialfestivals Tu was, dann tut sich was. untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Engagement der Menschen, die mit ihren Projekten die Welt im Kleinen verbessert haben. Der dritte Teil dokumentiert Lernerfahrungen, Veränderungskraft und Nachhaltikgeitseffekte, welche im Rahmen der inhaltlich-wissenschaftlichen Begleitung erforscht wurden.

Isabell Gstach, Elisabeth Kapferer, Andreas Koch, Clemens Sedmak (Hg.): Sozialatlas Steirische Eisenstraße, Lokales Wissen erfolgreich nutzen, mandelbaum verlag, 2013, ISBN 978-3-85476-428-1

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